Feise, H.J. [Übs.]: Standardmethode zur Charakterisierung von Schüttgütern mit dem Jenike Schergerät

 

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Seit 1969 befasst sich die "Working Party on the Mechanics of Particulate Solids" der European Federation of Chemical Engineers, EFCE, mit der Charakterisierung von Schüttgütern. Unter der Führung von John Williams und Jan Novosad entstand in den siebziger und achtziger Jahren ein gemeinsamer Standard, in dem erstmals die Methodik des Scherversuchs in einer Jenike-Scherzelle zur Bestimmung des Fließverhaltens von Schüttgütern umfassend beschrieben wurde. Seit der ersten Fassung der SSTT (Standard Shear Testing Technique for Particulate Solids Using the Jenike Shear Cell) im Jahr 1989 ist dieser Standard die Grundlage für die Auslegung von Silos für nahezu alle Schüttgüter der Welt.

Nach Abschluß der Arbeiten zur SSTT sind im Rahmen des Forschungsvorhabens BCR 215 Scherversuche von einigen Instituten in Europa durchgeführt worden, wofür wiederum ein feines Kalksteinpulver verwendet wurde. Aufgrund der immer noch vorhandenen Streuungen der Messwerte wurde die SSTT in einigen Punkten modifiziert bzw. ergänzt. Im folgenden werden Hinweise auf diese Version der SSTT mit dem Hinweis SSTT-BCR6 gekennzeichnet. Ein Teil dieser Modifikationen hat auch Eingang in die im folgenden beschriebenen Arbeiten der ASTM gefunden.

Im Jahr 1998 veröffentlichte die ASTM den Standard D6128 "Standard Test Method for Shear Testing of Bulk Solids Using the Jenike Shear Cell", in dem die Methodik des Jenike Scherversuches festgeschrieben wurde. Basierend auf dem schon in der SSTT beschriebenen Vorgehen steht mit ASTM D6773 auch eine Norm für Scherversuche mit dem Ringschergerät zur Verfügung.

Trotz aller Globalisierung musste ich bei vielen Anlässen feststellen, dass das Wissen über die SSTT und das richtige Vorgehen bei Scherversuchen nur langsam allgemein bekannt wird. Ein Hinderungsgrund ist auch heute noch die Sprachbarriere. Aus diesem Grund hat mich seit 1998 die SSTT auf vielen Flügen begleitet. Nirgends hat der geneigte Ingenieur schließlich mehr Ruhe, um sich in ein Buch zu vertiefen. Aus meinen zunächst sehr bruchstückhaften Notizen entstand dann im Laufe von vier Jahren diese erste Übersetzung der SSTT ins Deutsche. Ich hoffe, dass sie zu einer weiteren und schnelleren Verbreitung des Wissens über Scherversuche und Fließeigenschaften, nicht nur in Deutschland, sondern auch und gerade in den neuen Mitgliedsländern der Europäischen Union, beitragen kann. Es freut mich daher besonders, dass die Dechema sich bereit erklärt hat, diese Übersetzung zu vertreiben.

Mein besonderer Dank gilt Birgit Dullinger, die in den vier Jahren immer an dieser Übersetzung mitgeschrieben und geduldig meine wenig leserlichen Notizen in eine veröffentlichbare Form gebracht hat. Mein Dank gilt auch Detlef Höhne und Harald Wilms, die mit mir als deutsche Delegierte in der Working Party on the Mechanics of Particulate Solids arbeiten und die Aufgabe des Korrekturlesens übernommen und viele Hinweise auf neuere Erkenntnisse beigetragen haben.

Ludwigshafen, den 15. Mai 2004

Hermann Feise
(Chairman Working Party on the Mechanics of Particulate Solids)


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